Das Bauerntum

 

 

 Dem Bauern und seiner Lebensführung gebührt der erste Platz in einer Geschichte altvogtländischen Lebens. Er ringte unserer Vogtländischen Erde in guten wie in schlechten Tagen Jahr für Jahr die Ernte ab.

 

Der Bauer war es, der das ursprüngliche Siedlung und Wirtschaftsbild des Vogtlandes prägte.

 

Die erste weitaus zahlreiche Gruppe bildeten die Erbzins und die Fronbauern. Sie saßen als freie Leute auf ihren Höfen, die ihnen von den Vorfahren aus der Siedlerzeit erblich übernommen waren.

 

Die Kolonisten waren freie Leute gewesen. Durch die Rodung hatte der Kolonist das stattliche Stück Wildland, das ihm in der weiten Dorfgemarkung zugeteilt worden war, selbst urbar, d.h. Nutzbar gemacht. Den Boden hatte ihn der Fürstliche oder der Ritterliche Grundherr geliehen

 

( erblich geliehen ), und der Bauer hatte ihn als seinen Lehensherren nach Verlauf einiger Freijahre, deren meist sechs waren, den ( angenommenen ) Kaufpreis in Gestalt eines immerwährenden jährlichen Erbzinses abzustatten. Damit besaß der Bauer sein Leihegut nach gutem Besitzrecht als nutzbaren Dauerbesitz, mäßige Zinse von verschiedener Art und gewisse Dienste, die er gleichfalls dem Erbherren zu leisten hatte.

 

Das normale Besitztum der Erbzins und Fronbauern bildete „ der Hof “ d.h. Das Bauerngut samt einen Flurzubehör von 40 bis 60 Ackern (22 bis 33 Hektar) an Feld, Wiesen und Waldung.

 

Die Erbzins bzw. die Fronbauern, also die Besitzer von Erbzinshöfen, bildeten die Dorfgemeinde oder Nachbarschaft. Sie besaßen Gemein oder Nachbarrecht, Sitz und Stimme in der Gemein(versammlung), die sich eines gewissen Selbstverwaltungsrecht erfreute, anteiliges Nutzungsrecht in der Dorfallmende an Wald und Wegen, Brunnen und Weiden (d.h. Hutweide im Bergwalde und auf der freien Flur), an Triften und „gemeinen“, „ freien“ Fischwässern.

 

Bis ins 19. Jahrhundert hat sich das heimische Erbbauerntum, zum Teil im zähen Kampfe gegen Übergriffe, „ Neuerungen und Beschwerungen“ von der Seite der adeligen Erbherren und trotz der besonders seit dem 16. Jahrhundert steigenden landesherrlichen Lasten, erfolgreich behaubtet.

 

 

Quelle: „Geschichte und Volksleben des Vogtlandes in Quellen aus 700 Jahren“ von Erich Wild